NÜRNBERGER BARTGEIERWEIBCHEN HAT ZWEI EIER GELEGT

NÜRNBERGER BARTGEIERWEIBCHEN HAT ZWEI EIER GELEGT

Das Bartgeierweibchen im Tiergarten der Stadt Nürnberg hat zwei Eier gelegt. Das erste Ei kam am ersten Februarwochenende, das zweite Ei legte es am 15. Februar 2022. Die Nürnberger Bartgeier sind Teil des europäischen Zuchtprogrammes EEP (EAZA ex situ-Programm), das den Erhalt der Art und auch deren Wiederansiedelung in der Natur zum Ziel hat. Zusammen mit dem Tiergarten Nürnberg beteiligen sich 40 Zoos und Zuchtstationen in Europa am EEP für Bartgeier.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tiergartens haben das erste Ei nach gut einer Woche aus dem Nest genommen und in einen Brutkasten gelegt, um zu verhindern, dass es beim Brüten zu Schaden kommt. Anstelle des echten Eis haben sie in Anwesenheit der Vögel ein künstliches Ei ins Nest gelegt – weil die Tiere ihre Pfleger gut kennen und ihnen vertrauen, war das problemlos möglich.

Auch das zweite Ei ist nach gut einer Woche auf diese Weise ausgetauscht und in einen Brutkasten gelegt worden. „In den nächsten sechs bis acht Wochen heißt es jetzt erst einmal, die Daumen zu drücken und abzuwarten. Nicht aus jedem Ei schlüpft ein kleiner Bartgeier und nicht jeder Jungvogel überlebt, so ist es auch in der Natur“, sagt der Zoologische Leiter des Tiergartens, Jörg Beckmann.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tiergartens versuchen, beim sogenannten Schieren herauszufinden, ob die Eier auch befruchtet sind: Dabei durchleuchten sie sie mit einer speziell dafür präparierten Lampe, um zu sehen, ob darin Jungvögel heranwachsen.

Sind die Eier befruchtet, soll eines davon kurz vor dem Ende der zirka 54 Tage dauernden Brutzeit wieder zurück ins Nest gelegt werden, damit das Junge dort schlüpfen kann.

Denn in der Natur ziehen Bartgeier nur ein Junges groß. Schlüpfen beide Jungvögel, so überlebt in der Regel nur der erstgeschlüpfte. Wegen des Legeabstands der Eier von rund einer Woche und des daraus resultierenden Alters- und Größenunterschieds der Jungen wird das jüngere entweder vom älteren Geschwister getötet und zum Teil auch gefressen, oder es verhungert, da es weniger Futter erhält. Dieses Verhalten ist für die Art völlig normal. Das zweite Junge dient als Reserve, falls das erstgeschlüpfte die ersten Tage nicht überlebt oder das Ei unbefruchtet ist.

Sollten beide Eier befruchtet sein und die Embryonen gut heranwachsen, entscheidet das Tiergartenteam in Absprache mit dem Koordinator des Erhaltungszuchtprogrammes EEP für Bartgeier von der Vulture Conservation Foundation (VCF) darüber, wie mit dem zweiten Ei verfahren wird. Denkbar ist hier, dass Bartgeier eines anderen Zoos, die selbst keinen Nachwuchs haben, als Ammen eingesetzt werden.

Zum Projekt:
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum jungen Bartgeier ausgewildert. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogelschutz) initiiertes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der Alpen greift dies auf, und unterstützt in Kooperation mit dem Nationalpark Berchtesgaden die alpenweite Wiederansiedelung. Im Rahmen des auf zehn Jahre angelegten Projekts sollen jährlich zwei junge Bartgeier ausgewildert werden. Dafür kooperieren unter der Federführung des LBV der Nationalpark Berchtesgaden, der Tiergarten Nürnberg und die VCF. Das Ziel: Auch in den Ostalpen soll wieder ein stabiler Bestand der Ende des 19. Jahrhunderts dort ausgestorbenen Art heimisch werden.

Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen.

Weitere Informationen zum Engagement des Tiergartens Nürnberg für die Zucht und Auswilderung von Bartgeiern gibt es hier: https://www.forschen-handeln-erhalten.de/auswilderung-bartgeier/

 


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