RESONANZ | INTER KULTUR WISSENSMAGAZIN IN DER METROPOLREGION NÜRNBERG

AUS PRINTAUSGABE 03|2023 (auf Bild klicken, um ePaper zu lesen)

14.03.2023

Wunderwelten Salz

Salz findet sowohl im Brauchtum als auch in der Sprache Verwendung. Der Ausdruck “Das Salz in der Suppe zu sein” bedeutet, eine Sache interessant zu machen. Brot und Salz werden gerne beim Einzug in ein Haus oder in eine Wohnung verschenkt. Im Osterkorb darf ein Fässchen Salz ebenfalls nicht fehlen. Aber wie kommt das Salz in die Sprachsuppe oder in den Osterkorb? Und wieso ausgerechnet Salz?

Ganz einfach: Selbst wenn andere Gewürze zur Verfügung stehen, ohne Salz schmeckt Suppe ziemlich fad. Während das Brot das Lebensnotwenige symbolisiert, soll das Salz für die Würze im Leben stehen. Auch das Salz im Osterkorb, welches in der Osternacht gesegnet wird, erinnert uns daran, dass wir unserem Leben auch immer Würze verleihen sollen. Übrigens: Die römischen Beamten und Soldaten bekamen ihren Lohn teilweise in Form von Salz ausgezahlt. Daher kommt der heutige Begriff Sold.

“Der Mensch kann zwar ohne Gold, aber nicht ohne Salz leben”, schrieb der römische Staatsmann Cassiodorus vor mehr als 1500 Jahren. Dabei ist Salz nicht gleich Salz. Bei den Griechen und Römern wurde hauptsächlich das Meersalz (gewonnen direkt aus dem Meerwasser) verwendet. Die Kelten bauten schon früh Salz in Bergwerken ab. Man geht davon aus, dass schon während der Glockenbecherkultur (2600 bis 2300 v. Chr.) am Alpenrand lokal mit Salz gehandelt wurde.

Salz aus Berchtesgaden

Salz stammt aus einer Zeit, als Bayern noch fast am Äquator lag und von Wasser bedeckt war. In den Salzseen und Meeren setzte sich Salz ab, das von anderen Schichten eingedeckt wurde. Das kostbare Alpensalz entstand, als vor rund 250 Millionen Jahren das Urmeer verdunstete. Seitdem liegt es geschützt im Felsgestein der Berge. Mithilfe von reinem Gebirgswasser wird es langsam aus dem Gestein gelöst. Wie in der Region Berchtesgaden, wo schon im Jahr 1194 die ersten urkundlichen Aufzeichnungen der Salzproduktion erschienen.

Bildquelle: © Salzbergwerk Berchtesgaden | Südwestdeutsche Salzwerke AG

Das Salzbergwerk Berchtesgaden, gegründet im Jahre 1517, ist das älteste aktive Salzbergwerk Deutschlands. Noch heute wird hier Salz abgebaut. Allerdings geht es mit modernen Maschinen deutlich schneller vorwärts. Während die Bergleute früher pro Tag nur um Zentimeter vorankamen, geht es heute um vier bis fünf Meter pro Schicht. In einer der Hallen unter Tage werden Lecksteine für Landwirte und Jäger abgebaut. Dann werden aus den grauen und roten Steinen die Salzlampen gefertigt.

Reichenbachpumpe im Salzbergwerk. Bildquelle: © Salzbergwerk Berchtesgaden

Noch wichtiger als Lecksteine und Salzlampen ist die Salzlösung, die sogenannte Sole, die im Bergwerk gewonnen wird. Dazu wird an bestimmten Stellen Süßwasser ins salzhaltige Gebirge geleitet. Das Gestein löst sich. Die daraus entstehende Sole wird aus einem Bohrspülwerk abgepumpt. Über Kilometer lange Leitungen geht es dann nach Bad Reichenhall in die Saline.

Dort wird die Sole erhitzt und das Wasser verdampft. Durch die Verdampfung der Sole kristallisiert das Salz aus. Übrig bleibt reines, feines Salz. Wir kennen es als Bad Reichenhaller Markensalz, die bekannteste Salzmarke Deutschlands.

Das Salzbergwerk ist in Berchtesgaden nach wie vor der größte Arbeitgeber, seit 2016 gehört es zur “Südwestdeutsche Salzwerke AG”. Ein Teil des Bergwerks kann besichtigt werden.

Glück auf im Salzbergwerk: Ein Ausflug in die Untertagewelt

Vor mehr als 170 Jahren öffnete das Salzbergwerk Berchtesgaden zum ersten Mal seine Tore für Besucher. Seitdem zählt es zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Bayerns. Seit kurzem erstrahlt der Salzraum im Bergwerk in neuem Glanz. Um das unter Tage Erlebnis für Gäste aus aller Welt zugänglich zu machen, wurde im Sommer 2022 auch der Text der Audio-Guides überarbeitet. In 17 verschiedenen Sprachen können Gäste der Führung folgen, während der Gästeführer die Inhalte auf Deutsch wiedergibt.

Nach der Einkleidung in Overalls (Schutzkleidung) und dem traditionellen Bergmannsgruß “Glück auf!” geht es mit der Grubenbahn 650 Meter tief in den Berg hinein. Anschließend geht es an diversen Bohrmaschinen, glitzernden Salzadern im Gestein und an einem Bohrschacht vorbei: In 3D-Animationen und digitalen Darstellungen werden der Salzabbau und seine Historie spannend präsentiert. Über Bergmannsrutschen gelangen die Besucher zum tiefsten Punkt der Führungsstrecke, dem unterirdischen Spiegelsee.

Floßfahrt über den unterirdischen Spiegelsee. Bildquelle: © Salzbergwerk Berchtesgaden | Südwestdeutsche Salzwerke AG

Mystische Stimmung am Spiegelsee

Der Salzgehalt des Spiegelsees, der seinen Namen der Deckenspiegelung auf der Wasseroberfläche verdankt, ist beinahe so hoch wie der des Toten Meeres. Die eindrucksvolle Floßfahrt führt mitten durch wachsende und glitzernde Salzkristalle an den Wänden auf die andere Uferseite des Salzsees – eindrucksvoll inszeniert mit Lichtern und sphärischen Klängen. Die magische Stimmung bietet ein einzigartiges Erlebnis für Groß und Klein.

Der Salzheilstollen

Im Salzbergwerk Berchtesgaden ist außerdem Westeuropas einziger Salzheilstollen beheimatet. Hier kann man auf einer der zahlreichen Liegen entspannen. Die Luftfeuchtigkeit beträgt im Stollen 85 Prozent und man ist umgeben von Tonnen des 250 Millionen Jahre alten Salzes. Das Salz-Heilklima des Stollens kann dabei helfen, Krankheiten wie Asthma, Bronchitis, Heuschnupfen oder Allergien zu lindern.

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