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AUS PRINTAUSGABE 12|2023 (auf Bild klicken, um ePaper zu lesen)

07.12.2023

NEUES FORSCHUNGSPROJEKT: STENOGRAPHISCHE VERMERKE IN HISTORISCHEN DOKUMENTEN ENTZIFFERN

Wissenschaftler wollen einen Vergil-Kommentar dechiffrieren und ein digitales Transkriptions-Tool entwickeln

Karolingischer Kommentar in Kurzschrift und Alphabetschrift zu Vergils “Georgica”. Der Vergil-Kommentar “Vergilius Turonensis” entstand im Skriptorium – der Schreibstube – der Abtei St. Martin in Tours und gehört heute zum Bestand der Burgerbibliothek in Bern. | Bildquelle: Burgerbibliothek

Erlangen – Ein digitales Werkzeug soll dabei helfen, stenografische Vermerke in historischen Dokumenten zu entziffern. Die Entwicklung eines solchen Tools, mit dem sich auf der Basis von Mustererkennung antik-frühmittelalterliche Stenografie transkribieren und edieren lässt, ist Ziel eines interdisziplinären Forschungsprojekts, an dem die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) beteiligt ist.

Die Grundlage dafür bildet ein aus dem 9. Jahrhundert überlieferter Kommentar zu dem römischen Dichter Vergil. Dieser Text, der handschriftlich in einer Kurzschrift verfasst wurde, ist weitgehend unerschlossen und soll nun dechiffriert werden.

Der Vergil-Kommentar “Vergilius Turonensis” entstand im Skriptorium – der Schreibstube – der Abtei St. Martin in Tours, Frankreich, und gehört heute zum Bestand der Burgerbibliothek in Bern, Schweiz. Es ist das umfangreichste Zeugnis der Vergil-Studien in der Zeit der “Karolingischen Renaissance”. Diese mit einem kulturellen Aufschwung verbundene Erneuerung ging vom Hof Karls des Großen im 8. Jahrhundert aus und hatte laut Projektleiter Prof. Dr. Tino Licht, großen Einfluss auf die mittellateinische Sprache und Literatur. Der Vergil-Kommentar in der Berner Handschrift wurde in einer Kurzschrift niedergeschrieben, dem in der Antike entwickelten Schriftsystem der Tironischen Noten. Die Wissenschaftler wollen die Tironischen Noten im “Vergilius Turonensis” nun entziffern und darauf aufbauend ein digitales Verfahren entwickeln, mit dem sich auf der Basis der Mustererkennung komplexe Kurzschriften transkribieren und edieren lassen.

Das Projekt unter Federführung der Universität Heidelberg wird von der VolkswagenStiftung mit rund 350.000 Euro über einen Zeitraum von 18 Monaten gefördert. Beteiligt sind auch Buchwissenschaftler der Universitäten Mainz sowie Erlangen-Nürnberg.

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