RESONANZ | INTER KULTUR WISSENSMAGAZIN IN DER METROPOLREGION NÜRNBERG

AUS PRINTAUSGABE 12|2023 (auf Bild klicken, um ePaper zu lesen)

23.12.2023

“STILLE NACHT” WIRD 205 JAHRE ALT

“Stille Nacht! Heilige Nacht!” ist der Klassiker unter dem Christbaum und das berühmteste Weihnachtslied der Welt. Vor 205 Jahren war die Geburtsstunde des Liedes in Oberndorf bei Salzburg. Seither ist das Weihnachtslied weltweit in 320 Sprachen und Dialekte übersetzt und gesungen worden. Seit 2011 steht es in der Liste des immateriellen UNESCO-Kulturerbes.

Diese Darstellung inspirierte Vikar Joseph Mohr 1816 zu der Verszeile: “Holder Knab’ im lockigten Haar”. Hochaltar der Wallfahrtsbasilika Mariapfarr, linke untere Tafel, um 1500.

Der Liedtext wurde ursprünglich kurz nach dem Ende der Napoleonischen Kriege im Jahr 1816 in Mariapfarr von einem österreichischen Priester namens Joseph Mohr geschrieben. Zwei Jahre später komponierte Franz Xaver Gruber die Melodie im Schulhaus von Arnsdorf. Am 24. Dezember 1818 wurde es erstmals in der St. Nikolaus Kirche in Oberndorf von Mohr und Gruber gesungen.

Das Zeug zum Welthit

Über einen Orgelbauer gelangt das Lied ins Zillertal. Die Tiroler Sängerfamilie Rainer trägt es dem russischen Zaren Alexander I. und dem österreichischen Kaiser Franz I. vor. Dann ging das Lied um die Welt und und wurde in kürzester Zeit weltweit bekannt. 1831 ist es erstmals in Leipzig zu hören. Es folgte eine Tournee durch ganz Deutschland und weiter nach New York, wo das Lied Beliebtheit gewann.

Bereits im September 1819 verließ Joseph Mohr Oberndorf wieder. Mehrere Jahre war er in verschiedenen Pfarren im heutigen Tennengau und Flachgau im Einsatz. Den Siegeszug seines Gedichts als bekanntestes Weihnachtslied der Welt hat der “Priester der Armen” nicht mehr erlebt.

Historischer Hintergrund

Die Entstehung von “Stille Nacht!” fiel in eine sehr schwere Zeit. Die Napoleonischen Kriege waren zu Ende gegangen und Europa hatte auf dem Wiener Kongreß eine Neuordnung erfahren. Im Zuge dieser Ereignisse erfuhr das geistliche Fürstentum Salzburg, das seine Selbständigkeit verloren hatte, seine Säkularisierung. Ein Teil Salzburgs kam 1816 zu Bayern und der größere Teil zu Österreich. Der Uraufführungsort von “Stille Nacht!”, Oberndorf bei Salzburg, wurde von seinem Stadtzentrum in Laufen getrennt, da die Salzach zur Staatsgrenze wurde. Im Norden von Salzburg gelegen, grenzt Oberndorf direkt an das benachbarte Bayern. Der Fluß bildete durch den Salztransport über Jahrhunderte die Grundlage für den Wohlstand in Laufen/Oberndorf. Schiff fahrt, Schiffer, Schiffbauer und damit der ganze Ort gingen unsicheren Zeiten entgegen. In dieser Phase kam Mohr nach Oberndorf und blieb zwischen 1817 und 1819. Sein voriger Dienstort Mariapfarr (1815-1817) hatte unter dem Abzug der bayerischen Besatzungstruppen zu leiden gehabt.

Gerade aus diesen Zeitumständen heraus bekommt der Text der vierten Strophe von “Stille Nacht!” besondere Bedeutung. Diese drückt große Friedenssehnsucht aus.

Es gibt einen richtigen Zeitpunkt, wann das Lied gesungen werden darf

Während in anderen Ländern und Kulturen “Stille Nacht! Heilige Nacht!” während der gesamten Vorweihnachtszeit aus dem Radio ertönt, hält man sich gerade im alpenländischen Raum an eine strikte Regel: “Stille Nacht! Heilige Nacht!” darf nur am 24. Dezember – und am besten erst am Heiligen Abend – gesungen werden.

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