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21.04.2023

3. Internationaler BKDR-Fotowettbewerb „Stumme Zeitzeugen“: Gewinner stehen fest

Beim diesjährigen BKDR-Fotowettbewerb „Stumme Zeitzeugen – Erinnerungsstücke als materielles Kulturgut“ konnten die Teilnehmenden Fotos von russlanddeutschen Erinnerungsstücken einreichen. Neben dem Foto war auch die Geschichte dahinter wichtig. Die abgebildeten Motive sollten den Betrachtern verschiedene Aspekte der russlanddeutschen Geschichte sichtbar machen.

Damit wollte das Team des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR), das den Wettbewerb veranstaltete, das materielle Kulturgut dieser Volksgruppe einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Nun ist der Fotowettbewerb beendet und die Gewinner stehen fest. Tolle Aufnahmen und Collagen, die von beeindruckenden und unglaublichen Geschichten und Erzählungen begleitet wurden, präsentieren viele verschiedene Schicksale der äußerst ereignisreichen russlanddeutschen Geschichte.

Nachfolgend die ersten drei prämierten Plätze:

1. Platz: Alin Avram – „Meine Bibeln: Zwischen dem Leben und dem Tod“

1941 wurde ich als Frühchen geboren, wenige Stunden nachdem meine Mutter von der Deportation erfahren hatte. Mein Großvater, ein ehemaliger evangelischer Küster, baute in der Erwartung des Schlimmsten für mich einen Sarg, um mich auf dem Weg zu begraben.

Am Tag der Deportation, bevor die Menschen in die Waggons stiegen, beteten und hielten sie die Bibeln in den Händen. Sie durften nicht mehr als 25 kg mitnehmen, keiner hatte noch Platz übrig. Mein Großvater packte in den für mich vorbereiteten leeren Sarg die wertvollen Bibeln. Dies ist die Geschichte, wie die Bibeln meinen Platz im Sarg eingenommen haben.

Ich bin jetzt fast 82 Jahre alt und bewahre diese immer noch als ein Symbol der Ewigkeit, Hoffnung und des Glaubens auf.

2. Platz: Anna Gerling – „So viel kann das Herz ertragen“

Die Hungersnot trieb 1931 die Familie Maul aus dem Wolgagebiet nach Baku. Das Leben dort war schwer, leerstehende Ställe dienten als Behausung. Die Löhne reichten knapp zum Überleben.

1932 brach eine Typhus- und Dysenterie-Epidemie aus. Anna starb im Alter von 5 Jahren, nur 29 Tage später starb auch der Sohn Josef im Alter von 2,5 Jahren im Krankenhaus. Der Vater lag mit Typhus im Koma. Auf sich alleine gestellt musste die Mutter ihren toten Sohn irgendwie nach Hause bringen. Sie wickelte ihn in eine Decke, als würde er schlafen. Voller Furcht ging sie zur Straßenbahn, fuhr bis zum Stadtrand und ging aus letzter Kraft betend und weinend mit ihrem toten Kind in den Armen nach Hause.

3. Platz: Eduard Ebel – „Das Gedenken bewahren“

Auf der Flucht vor Hunger in ihrer Heimat „Schönchen“ im Wolgagebiet, zog die Großfamilie Ebel 1931 nach Baku, 1933 nach „Tenki“ bei Kasan. Dort fanden sie Arbeit. Neue Familien kamen ebenfalls hinzu. Bald wohnten dort fast 100 Deutsche. Nach dem 28. August 1941 wurden sie vom NKWD unter Beobachtung gestellt. Jede Zusammenkunft wurde als illegale Versammlung gesehen, jeder Besuch der Verwandten in Schönchen als Treffen mit der faschistischen Aufstandsgruppe gewertet. Bis zum 9. Dezember 1941 wurden 15 Personen verhaftet, unter ihnen alle Männer der Familie Ebel. Der Hauptanklagepunkt lautete „Antisowjetische Propaganda und Sabotage“. Am 27. Mai 1942 wurden alle zum Tod durch Erschießung verurteilt. In der Gedenkstätte sind sie verewigt.

Unter folgendem Link gelangen Sie zur vorherigen Endauswahl des Fotowettbewerbs, um sich nochmals einige der eingesendeten Beiträge anschauen zu können:
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=676629747800138&set=pcb.676659764463803&type=3&theater

Die Organisatoren bedanken sich bei allen Teilnehmern des Wettbewerbs mit ihren Einsendungen sowie bei Personen, die sich an der Wahl beteiligt und letztendlich darüber entschieden haben, wer den 3. internationalen BKDR-Fotowettbewerb gewinnt.

 

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