RESONANZ | INTER KULTUR WISSENSMAGAZIN IN DER METROPOLREGION NÜRNBERG

AUS PRINTAUSGABE 06|2023 (auf Bild klicken, um ePaper zu lesen)

18.05.2023

Behaim-Globus als ältester Globus der Welt zum UNESCO-Weltdokumentenerbe ernannt

 

Behaim-Globus mit Sammlungsleiterin Dr. Susanne Thürigen (links) und Generaldirektor Prof. Dr. Daniel Hess. Foto: GNM, Frank Boxler

 

Er ist die älteste erhaltene Darstellung der Erde in Kugelform und eines der Highlights im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg: der Globus von Martin Behaim, entstanden zwischen 1492 und 1494. Heute hat der Exekutivrat der Weltkulturorganisation in Paris die Aufnahme dieses einzigartigen Zeugnisses von der damaligen Vorstellung der Welt in das internationale UNESCO-Register „Memory of the World“ beschlossen. Auf dem Erdrund sind Europa, Afrika und Asien mit der japanischen Inselgruppe dargestellt. Der Kontinent, den Kolumbus zeitgleich mit Entstehung des Behaim-Globus erreichte und der später Amerika genannt wird, fehlt noch.

Damit war der Behaim-Globus bei seiner Fertigstellung eigentlich bereits überholt. Doch gerade das macht ihn heute so spannend. Die weltberühmte Erdkugel ist nicht nur ein Pionierwerk der Kartografie und des wissenschaftlichen Instrumentenbaus, sondern legt auch Zeugnis ab von einem sich rasant und grundlegend wandelnden Weltbild an der Zeitenwende vom Mittelalter zur Neuzeit. Damit gilt er als eines der wichtigsten Kulturzeugnisse der Geografiegeschichte.

„Der Behaim-Globus markiert entscheidende Wendepunkte der europäischen Geschichte,“ hebt Prof. Dr. Daniel Hess, Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums hervor. „Er zeugt von Neugier und Entdeckerfreude und von dem Wunsch, den eigenen Horizont zu erweitern. Zugleich erinnert er aber auch daran, wie sehr die Entstehung unserer modernen Welt auf der Aneignung und Ausbeutung von Rohstoffen beruht. Deshalb ist der Behaim-Globus heute ein hochaktuelles Dokument unseres zwiespältigen europäischen Kulturerbes.“

Neben dem Behaim-Globus wurden 63 weitere Dokumente in das Verzeichnis der UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen. Dazu gehören aus Deutschland der Codex Manesse der Universitätsbibliothek Heidelberg und Dokumente zur Geschichte der Hanse, die in Belgien, Dänemark, Estland, Lettland, Polen und unter anderem im Archiv der Hansestadt Lübeck bewahrt werden. Ebenfalls in das Register eingeschrieben wurden Handschriften aus der Hofschule Kaiser Karls des Großen aus der Stadtbibliothek Trier, der Vatikanischen Bibliothek in Rom sowie aus Bibliotheken in Frankreich, Großbritannien, Österreich und Rumänien. Das Germanische Nationalmuseum freut sich für alle Ausgezeichneten und gratuliert den Kolleg*innen in Heidelberg, Lübeck und Trier ganz herzlich.

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