11.06.2023
Woher die Teufelshöhle ihren Namen hat
Bei Pottensteiner Teufelshöhle, der größten Tropfsteinhöhlen Deutschlands, dreht sich alles vor allem um faszinierende Tropfsteine, die nicht selten die Form von Geistern oder Fabelwesen haben. Aber wusstet ihr eigentlich, woher die Pottensteiner Teufelshöhle ihren Namen hat? Dafür gibt es einen “teuflischen” Grund, wie eine schaurige Sage in der Fränkischen Schweiz erzählt.
Laut Sage herrschte einst auf Burg Tüchersfeld der berüchtigte Ritter Ulrich vom Wichsenstein. Er war dafür bekannt, Handelszüge, die durch das enge, verschlungene Püttlachtal kamen, auszurauben. Vor allem aber hatte er es auf die Pottensteiner selbst abgesehen.
Er ließ keine Gelegenheit aus, seine unsäglichen Eskapaden mit den Bürgern zum Ärgernis und Schaden zu treiben. Als er wieder einmal den Amtsdiener um Tageseinnahmen erleichterte, schaute er allerdings nicht schlecht. Die Pottensteiner hatten diesen Überfall allerdings inszeniert, denn sie wollten den Ritter in eine Falle locken und gefangen nehmen.
Als er dies bemerkte, flüchtete der Raubritter mit seinem Pferd ins wilde Weihersbachtal, wo er sich im großen Teufelsloch verstecken wollte. Die Pottensteiner verfolgten ihn. Sie fanden sein Pferd vor dem Teufelsloch. Da die Höhle damals nach etwa 70 Metern zu Ende war, mussten sie den Ritter darin aufstöbern. Aber man fand ihn nicht, obwohl er in der Höhle war.
Der Grund: Als er in die Höhle flüchtete, sah er einen alten Mann auf einen Felsen sitzen. Dieser gab sich unverblümt als der Teufel zu erkennen und sprach zu Ulrich, dass sein letztes Stündlein geschlagen habe, denn die Verfolger würden ihn finden und hängen. Sollte der Ritter seine Seele dem Teufel verschreiben, so hätte er noch eine Chance: Er würde ihn unsichtbar machen und somit vor seinen Verfolgern retten.
Außerdem sollte ihn zu Lebzeiten nichts mangeln und er könnte weiterhin seine geliebten Raubzüge weiterführen. Das verlockte. Ritter Ulrich versprach dem Teufel seine Seele und besiegelte dieses Versprechen mit seinem Blut auf einer Pergamentrolle, die der Teufel in den Händen hielt.
Einige Jahre später verliebte sich Ritter Ulrich in die Tochter des Burgherrn von Rabenstein. Sie trafen sich oft heimlich, da der Burgherr alles andere als begeistert gewesen wäre, dass seine Tochter mit dem berüchtigten Ritter eine Liebesbeziehung einging.
Eines Tages berichtete der Ritter seiner Liebsten von der Teufelsbegegnung und dem Seelenverkauf. Die Tochter des Burgherrn brach in Tränen aus. Allerdings war sie auch sehr mutig und entschloss sich, ohne das Wissen Ulrichs in das Teufelsloch zu gehen und ihn beim Teufel freizukaufen. Auf dem Weg von Rabenstein nach Pottenstein begegnete sie einer Nonne, die sie ein Stück des Weges begleitete. Wie sich ihre Wege wieder trennten, gab ihr die Nonne einen kleinen Rosenkranz mit dem Hinweis, dass sie diesen sicherlich bald brauchen könnte. Das Burgfräulein wusste zunächst nicht, warum es so kommen sollte.
Aber als sie vor dem mächtigen Eingangsportal des Teufelsloches stand, überkam sie ein Schaudern angesichts des möglichen bevorstehenden Treffens mit dem Satan und sie nahm den Rosenkranz zur Hand und betete.
Der Teufel saß auf dem Felsen in der Höhle und schaute sich gerade das Pergament an, auf dem Ritter Ulrich sein Versprechen gegeben hatte. Wieder Mut gefasst, trat das junge Mädel auf ihn zu und bat die Verbindung zu lösen. Der Teufel lachte hämisch und sagte nur, dass jeder, der einmal unter seine Fittiche geraten ist, nie mehr von ihm loskommt. Da sah der Teufel plötzlich den Rosenkranz und erkannte, dass die Liebe des Mädchens zu Ulrich stärker war als seine Macht. Fürchterlich fluchend stürmte der Satan in das Innere der Höhle – der heutigen Teufelshöhle – und ließ dabei den Kontrakt fallen.
Das Mädchen verbrannte das Dokument und kehrte zu Ulrich zurück mit den Worten: “Meine Liebe zu dir hat dich erlöst, nun brauchst du nur noch anständig zu werden, und wir werden unseren weiteren Lebensweg gemeinsam gehen.” Dies tat auch Ritter Ulrich und bald genoss er bis an sein Lebensende hohes Ansehen in der Gegend.
Aus: “Am Sagenborn der Fränkischen Schweiz” von Karl Brückner, Faksimile der Ausgabe von 1921, Verlag Antiquariat Murr, Bamberg.
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