GREIFVOGEL BAVARIA MELDET SICH WIEDER

GREIFVOGEL BAVARIA MELDET SICH WIEDER

Erleichterung breitet sich aus: Das im Sommer 2021 im Nationalpark Berchtesgaden ausgewilderte Bartgeier Bavaria ist nach zwei Monaten Sendepause wieder auf Empfang. Seit dem 24. November bekamen die Tierschützer keine Signale mehr von dem an Bavaria befestigten GPS-Sender. Nun ist der ausgefallene Sender wieder aktiv, über den die Flugrouten nachvollziehbar sind, teilten der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogelschutz) und der Nationalpark Berchtesgaden mit. Alle Flugrouten können weiterhin auf der Webseite www.lbv.de/bartgeier-auf-reisen mitverfolgt werden.

„Da fällt einem schon ein Stein vom Herzen“, freut sich Projektleiter Toni Wegscheider. „Wir hatten nie Grund zur Annahme, dass es Bavaria nicht gut geht, aber natürlich hofft man ständig auf ein Lebenszeichen. Zumindest konnten jetzt die Solarzellen des zwischenzeitlich leider vollkommen entladenen Akkus immerhin wieder einen Ladestand von drei Prozent aufbauen“, so der stellvertretende Nationalparkleiter und Projektleiter Ulrich Brendel.

Wally und Bavaria sind die ersten Bartgeier in Bayern

Die beiden Weibchen Wally und Bavaria stammen aus spanischer Nachzucht und sind die ersten Bartgeier seit mehr als 100 Jahren nach ihrer Ausrottung in Deutschland. Bartgeier gehören zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Als Aas- und Knochenverwerter sind sie ein wichtiges Endglied in der Nahrungskette in den Alpen. Einst wurden die mächtigsten Flieger vom Menschen ausgerottet. Das vom LBV und dem Nationalpark Berchtesgaden initiiertes und betreutes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg die alpenweite Wiederansiedelung.

Suche nach Bavaria

Das öffentliche Interesse an den ersten Bartgeier in Bayern war und ist so groß, dass nach dem Ausfall des Senders eine Vielzahl besorgter Nachfragen beim LBV und beim Nationalpark eingegangen seien, berichtete der LBV. Die Flüge der zusammen mit Bavaria zweiten ausgewilderten Bartgeier Wally konnten dagegen, trotz kleiner technischer Probleme, weitgehend lückenlos überwacht werden.

Um die Flugwege von Bavaria trotz Senderausfalls mitverfolgen zu können, bat der LBV öffentlich um Meldungen von möglichen Bartgeierbeobachtungen – mit überwältigender Resonanz. „Die Menge an eingehenden Nachrichten aus ganz Deutschland und Österreich hat uns verblüfft“, erzählt Toni Wegscheider. Die Anteilnahme war dabei so groß, dass dutzende Fotos von Seeadlern aus Brandenburg, Steinadlern aus Salzburg und selbst eines Storchs aus Bayern als potenzielle Bartgeiersichtungen die Naturschützer erreichten. Und obwohl mehrere vielversprechende Beobachtungen vor allem aus den Salzburger Alpen gemeldet wurden, blieb doch ein eindeutiger Nachweis wie etwa ein Foto mit erkennbarer Flügelmarkierung von Bavaria aus.

Bavaria und Wally für das Überleben in freier Wildbahn gewappnet
Immerhin konnte Bavaria einige Tage nach dem letzten Signal noch einmal eindeutig und bei bester Gesundheit von einem Jäger beobachtet werden. „In langjährigen Studien wurde festgestellt, dass ausgewilderte Bartgeier im Alpenraum eine Überlebensrate von fast 90 Prozent haben. In den Jungvögeln ist bereits das gesamte biologische Verhalten abgespeichert, so dass diese bei der Auswilderung sehr gut ohne Elternvögel zurechtkommen“, erklärt Nationalparkleiter Dr. Roland Baier.

Durch die ununterbrochen eingehenden Senderdaten und Beobachtungen von Wally wusste das Team, dass diese immer ausreichend Aas, meist abgestürzte Gämsen, im Umfeld des Nationalparks finden konnte. Und auch Bavaria hatte auf einem mehrwöchigen Flug quer durch die Ostalpen im Spätherbst bewiesen, dass sie ebenfalls bestens für ein Überleben in freier Wildbahn geeignet ist.


Im Juni 2022 sollen weitere Bartgeier ausgewildert werden

Das Betreuerteam des bis ca. 2030 laufenden Projekts arbeitet bereits an Lösungen, um solche technischen Probleme zu beheben. Die nächsten, wohl im Juni 2022, im Nationalpark Berchtesgaden auszuwildernden Geier, tragen dann hoffentlich stabiler funkende Sender, um sowohl den vielen Interessierten als auch den Verantwortlichen bei LBV und Nationalpark ähnliche Sorgen wie in den letzten Wochen bei Bavaria zu ersparen.

Im Rahmen der Zucht junger Bartgeier für die kommende zweite Auswilderung im Juni im Nationalpark Berchtesgaden ist im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) bereits der erste Jungvogel dieses Jahr geschlüpft. Beim Brutpaar im Tiergarten der Stadt Nürnberg warten alle beteiligten Projektpartner weiterhin gespannt auf die erste Eiablage.

Für das Gesamtprojekt der Bartgeier-Auswilderung ist ein Zeitraum von zehn Jahren vorgesehen. Künftig sollen im Nationalpark Berchtesgaden jedes Jahr zwei bis drei junge Bartgeier ausgewildert werden. Aufgrund einer Vielzahl von Faktoren eignet sich der Nationalpark Berchtesgaden als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen.

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